*29.4.1881 (Roßwein) | † 11.12.1957 (Zwickau)
Felix Schwartz
Als Bergbauingenieur Informationen zum Uranbergbau in den Westen geliefert
Der aus einer bürgerlichen Familie stammende Felix Schwartz studierte nach dem Erwerb des Reifezeugnisses am Gymnasium in Dresden ab 1902 an der Bergakademie Freiberg. Am 17. Dezember 1908 schloss er sein Studium mit der Diplomprüfung als Bergingenieur ab. 1909 heiratete er Luci Möhring, die Ehe blieb kinderlos. Nach bestandener Staatsprüfung als Bergassessor arbeitete er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges bei der Berginspektion Zwickau I. Während des Krieges nahm er an Kämpfen in Russland und Frankreich teil, wurde mehrfach verwundet und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Nach Ende des Krieges war er zunächst technischer Leiter und später Bergdirektor des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienvereins in Zwickau-Schedewitz. 1935 ging er mit knapp 55 Jahren – möglicherweise unfreiwillig – in Pension: Er selbst war überzeugt, pensioniert worden zu sein, weil er nicht Mitglied der NSDAP war. Fortan wirkte er in leitender Position im Werkluftschutz in Sachsen.
Felix Schwartz war Mitglied im Corps Franconia Fribergensis und zugleich Vorsitzender von dessen Altherren-Verband VAH. Nachdem sich die Studentenverbindung im Oktober 1935 selbst aufgelöst hatte, um der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ zu entgehen, verweigerte er im Januar 1936 die Übergabe der Aktenbestände des Corps Franconia an die Hochschulbibliothek der Bergakademie Freiberg.
Felix Schwartz war 67 Jahre alt und Dozent an der Bergakademie Freiberg, als ihn die sowjetische Geheimpolizei am 26. Februar 1949 in Zwickau festnehmen ließ. Von dort kam er zu Vernehmungen nach Leipzig. Laut dem Protokoll des ersten Verhörs am 5. März 1949 war er nach Ende des Zweiten Weltkrieges zunächst als Handelsvertreter einer Firma für Mineralien in Meißen tätig. In späteren Verhören gestand er, dass er sich Anfang 1947 für den amerikanischen Geheimdienst habe anwerben lassen und sein Einverständnis zur „Sammlung von Informationen ökonomischen Charakters“ gegeben habe. In der Folge habe er insgesamt mehr als 15-mal Informationen zum Uranbergbau in Sachsen an Kuriere übergeben. Als Gegenleistung habe er dafür Lebensmittelpakete, Tabak und 2.500 Mark erhalten. Auf die Frage des Vernehmers: „Herr Schwartz, können Sie sich vorstellen, dass Informationen zu Uranbergbau und Uranerz Informationen militärischen Charakters sind?“, antwortete er mit „Ja“.
Wie aus Akten des Bundesnachrichtendienstes (BND) hervorgeht, galt Felix Schwartz für dessen Vorläuferorganisation Organisation Gehlen, die damals im Auftrag der US-Armee tätig war, seit April 1947 als Spitzenquelle, die hochwertige Berichte aus dem Uranbergbaugebiet lieferte.
Nach knapp einem Jahr Untersuchungshaft verurteilte ihn das Militärtribunal der 1. Garde-Mechanisierten Armee (Feldpostnummer 08640) am 7. Februar 1950 nach Artikel 58-6, Abschnitt 1 (Spionage) StGB der RSFSR gemeinsam mit Kurt Jahnsmüller, Walter Jahnsmüller und Johanna Straßburger-Jahnsmüller, die als Kuriere fungiert haben sollen, zu 25 Jahren Freiheitsentzug in einem „Besserungsarbeitslager“. Die Haftstrafe verbüßte er in den DDR-Strafanstalten Bautzen und Waldheim. Am 1. August 1956 wurde Felix Schwartz, durch die Haftbedingungen gesundheitlich schwer geschädigt, entlassen. Er kam in ein Krankenhaus und verstarb am 11. Dezember 1957 in Zwickau.
Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Felix Schwartz am 16. September 1996 als Opfer politischer Repressionen.
Weitere Dokumente
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- BArch Berlin, DO1/32.0/39721; DO1/3610
- BND-Archiv (BNDA), V3347
- Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 4uks-5718-53
- Universitätsarchiv Freiberg (UAF), Zf 31; 4705; 445, 2
- Zentralarchiv des FSB (ZA FSB), P-2033
Veröffentlichungen
- Ronny Heidenreich, Die DDR-Spionage des BND. Von den Anfängen bis zum Mauerbau, Berlin 2019, S. 77