„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*18.12.1921 (Hindenburg (Schlesien)) | † 30.4.1952 (Moskau (Gefängnis Butyrskaja))

Georg Holewa

Georg Holewa, Passfotografie, undatiert, ZA FSB
Georg Holewa, Aufnahme in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, 25. Oktober 1943, WASt, Kriegsgefangenenakten US, Foto 446

Spionage und Propaganda bei der Wismut


Georg Holewa entstammte einer Bergarbeiterfamilie. Von 1939/40 an studierte er in Wismar an der Elektro-Ingenieurschule. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs war er von 1941 bis 1943 im Einsatz, wobei er 1943 in Tunesien in Kriegsgefangenschaft geriet. Aus dieser wurde er Anfang 1945 in schwer angeschlagenem Gesundheitszustand ausgetauscht.

Holewa war verheiratet und hatte einen Sohn. Er lebte nach dem Krieg und der Vertreibung aus Oberschlesien mit seiner Familie in Neudorf bei Annaberg-Buchholz. Bis Ende 1946 führte er eine Reparaturwerkstatt für Rundfunkgeräte, später arbeitete er in einer kleinen Firma als Elektriker. Am 21. Juni 1948 begann sein Arbeitsverhältnis bei der Staatlichen Aktiengesellschaft (SAG) Wismut in Bärenstein. Wegen seiner technischen Vorkenntnisse wurde er zu einem Fortbildungsstudium am Bergtechnikum der SAG Wismut in Freiberg delegiert, das er von September 1949 bis April 1950 absolvierte. Ab November desselben Jahres bekleidete er die Funktion des Leiters der elektromechanischen Abteilung in einem Objekt der SAG Wismut. Aufgrund von Personaleinschränkungen verlor Holewa jedoch schon wenige Monate später, im August 1951, seine Anstellung und war arbeitslos.

In dieser Situation, die das Familienleben belastete, versuchte er in der Bundesrepublik Arbeit zu finden und beantragte seine Anerkennung als politischer Flüchtling. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, bereits seit Längerem mit einer westlichen Dienststelle in Verbindung zu stehen. Seine Ehefrau erklärte später, Georg Holewa sei seit etwa Sommer 1950 für die KgU tätig gewesen. Im Weiteren habe er Berichte über die Stärke sowjetischer Einheiten und über den Uranbergbau geliefert sowie antikommunistische Klebezettel und Flugschriften in der Umgebung seines Wohnortes verteilt. Bei der KgU war er jedoch nicht als V-Mann registriert.

Im Zuge des Verrats eines ehemaligen KgU-Mitarbeiters („Affäre Walter“) wurde Georg Holewa am Abend des 25. September 1951 in seiner Wohnung verhaftet. Am 16. Januar 1952 verurteilte ihn das SMT der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) in Dresden auf Grundlage der Artikel 58-6, Abschnitt 1 (Spionage), Artikel 58-10 (Antisowjetische Propaganda) und Artikel 58-11 (Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation) des StGB der RSFSR zum Tode. Sein Gnadengesuch wurde am 26. April 1952 abgelehnt. Zur Vollstreckung des Urteils wurde Holewa nach Moskau überführt und am 30. April 1952 im dortigen Gefängnis Butyrskaja hingerichtet. Seine sterblichen Überreste fanden auf dem Moskauer Donskoje-Friedhof ihre letzte Ruhestätte.

Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Georg Holewa am 24. Juli 1998 als Opfer politischer Repressionen.


Weitere Dokumente

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Quellen

  • BArch Koblenz, B 289, OA 2740/1
  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 7ud-4435-52
  • Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 7523, op. 76a, d. 86

Veröffentlichungen

  • "Erschossen in Moskau ..." Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, hrsg. von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky, 3. Auflage, Berlin 2008
  • Enrico Heitzer‚ „Affäre Walter“. Die vergessene Verhaftungswelle, Berlin 2008, S. 98 f