„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*22.7.1920 (Dresden-Lockwitz) | † 29.5.1951 (Moskau (Gefängnis Butyrskaja))

Heinz Domaschke

Wegen antikommunistischen Widerstands und angeblicher Militärspionage in Moskau erschossen


Heinz Domaschke wurde als Sohn eines Dachdeckermeisters geboren. Bereits im November 1939 verließ er die Oberrealschule, um sich freiwillig der Wehrmacht anzuschließen. Während des Feldzuges gegen die Sowjetunion erlitt er Verletzungen, die zu seiner erstmaligen Entlassung führten. Nach einem erneuten Schulbesuch, der mit dem Reifevermerk im Frühjahr 1942 abgeschlossen wurde, wurde er erneut an die Ostfront geschickt – wo er zudem an Malaria erkrankte. In der Genesungsphase schrieb er sich als Gasthörer an der Universität Leipzig in den Fächern Anglistik, Französisch und Deutsch ein.

In den letzten Kriegstagen fand Domaschke zunächst Zuflucht bei seinen Eltern in Dresden. Später gelang ihm der Grenzübertritt in die amerikanische Besatzungszone, wo er zunächst interniert und aufgrund seiner Sprachkenntnisse als Dolmetscher eingesetzt wurde. Im Anschluss wirkte er als Privatlehrer in Fritzlar sowie als Dolmetscher und Dispatcher auf dem örtlichen Flugplatz. Am 20. Januar 1948 trat er nach eigenen Angaben der KPD bei. Später soll der amerikanische Geheimdienst CIC versucht haben, ihn als Spitzel gegen die Partei zu gewinnen. Wurde er während eines Versuchs des illegalen Grenzübertritts in die SBZ noch kurzzeitig festgenommen, so gelang ihm im Oktober 1949 die erfolgreiche Rückkehr nach Dresden. Dort arbeitete er zunächst unter anderem im VEB Donaths Kelterei und als Wagenreiniger bei den Verkehrsbetrieben. Für kurze Zeit übernahm er zudem die Leitung der FDJ-Ortsgruppe Dresden-Lockwitz. Am 1. Oktober 1950 heiratete er – das Paar blieb kinderlos.

Aufgrund ungewöhnlich hoher Zechen, die er mit Westgeld bezahlte, geriet Domaschke, der Mitglied der SED war, Mitte November 1950 ins Visier der Volkspolizei, die das MfS informierte. Ein Bekannter, der als Spitzel agierte, meldete, dass Domaschke für einen amerikanischen Geheimdienst tätig sei. Am 2. Dezember 1950 brachte der Vater des später mitverurteilten Werner Söffner der Polizei fünf Sperrhaken (Einbruchswerkzeuge) und berichtete, diese in der Aktentasche seines Sohnes gefunden zu haben. In der darauffolgenden Vernehmung gab Söffner an, gemeinsam mit Domaschke das politische System bekämpft und einen Einbruch begangen zu haben. Durch die Verhaftung von Domaschke am selben Tag und anschließende Durchsuchungen konnten weitere belastende Beweismittel, etwa Zettel mit Kfz-Kennzeichen in russischer Schrift, sichergestellt werden.

Am 4. Dezember 1950 legte Domaschke gegenüber dem MfS ein umfangreiches Geständnis ab. Er nannte darin die Namen der von ihm angeworbenen Mitglieder seiner Gruppe, berichtete von der Kontaktaufnahme zum RIAS und zum CIC in West-Berlin und schilderte diverse Aktionen. Dazu gehörten das Überpinseln von SED-Wahlplakaten zur Einheitslistenwahl am 15. Oktober 1950, das Auskundschaften einer Kaserne der Roten Armee in Dresden-Nickern sowie das systematische Sammeln der KfZ-Kennzeichen von sowjetischen Armeefahrzeugen. In einer Erklärung verpflichteten sich die Gruppenmitglieder zum gemeinsamen Widerstand gegen das politische Regime. Dazu zählte auch die Vorbereitung von Terrorakten gegen Partei- und Staatsfunktionäre. Zu diesem Zweck sammelte die Gruppe Waffen, die bei mehreren Durchsuchungen sichergestellt wurden.

Am 25. März 1951 verurteilte das Militärtribunal der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) Heinz Domaschke in Dresden auf der Grundlage der Art. 58-6 Abs. 1, Art. 58-10 Abs. 2 und Art. 58-11 des StGB der RSFSR zum Tode durch Erschießen. In seinem Gnadengesuch bekannte er sich als Initiator der Gruppe und bat um Gnade für seine beiden ebenfalls zum Tode verurteilten Mitstreiter Hermann Kernert und Manfred Günther. Vier weitere Angeklagte erhielten hohe Freiheitsstrafen.

Am 29. Mai 1951 wurde das Todesurteil im Butyrka-Gefängnis in Moskau vollstreckt.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • BArch Koblenz, B 289, SA 4/18/144; B 289, SA 4/18/293
  • BArch, MfS, BV Dresden, AOP 47/52
  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 3d-12817-51
  • Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 7523, op. 76a, d. 23
  • Zentralarchiv des FSB (ZA FSB), P-707

Veröffentlichungen

  • "Erschossen in Moskau ..." Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, hrsg. von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky, 3. Auflage, Berlin 2008, S. 162