„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*4.8.1906 (Netzschkau) | † 30.4.1952 (Moskau (Gefängnis Butyrskaja))

Kurt Frank

Kurt Frank, Porträtfotografie, Privatbesitz

Vorwurf: Industriespionage im Vogtland


Kurt Frank war ausgebildeter Bauingenieur. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Referent für Waffeneinbauten in der Festigkeitsprüfstelle des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin-Adlershof. Auch soll er mit der Produktion der V-Waffen befasst gewesen sein. Seit dem 1. Mai 1931 gehörte er der NSDAP an und übte in der Ortsgruppe Berlin-Adlershof Süd die Funktion eines Organisationsleiters aus.

Nach Kriegsende und Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft zog er gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn in seinen Geburtsort Netzschkau im Vogtland. Wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft wurde er auf Beschluss der Entnazifizierungskommission des Landkreises Plauen vom 11. Februar 1948 fristlos als Leiter des Labors der Firma „Fichtel & Sachs“, die zur sowjetisch geführten Aktiengesellschaft „Awtowelo“ Reichenbach gehörte, entlassen. Er fand eine Anstellung als Konstrukteur bei der Firma „Theater- und Kinotechnik Reichenbach“. Seit 1. Januar 1951 war Kurt Frank als Statiker beim VEB „Industrie-Entwurf“ in Berlin beschäftigt.

Die Dienststelle Plauen der DDR-Staatssicherheit ermittelte zwischen Ende 1949 und Juli 1951 im Vorgang "Planitz" aufwändig gegen Kurt Frank, da er als „Reaktionär“ galt, intensive Geschäftskontakte zu früheren Arbeitskollegen im Westen unterhielt und oft nach Berlin fuhr. Der Verdacht der Werksspionage ließ sich jedoch nicht erhärten.

Am 15. Oktober 1951 wurde Kurt Frank auf Veranlassung der sowjetischen Geheimpolizei von der DDR-Staatssicherheit in seiner Wohnung in Berlin-Baumschulenweg verhaftet und anschließend nach Dresden überstellt. Die sowjetischen Ermittler warfen ihm vor, einem Agenten in Westberlin Informationen über Art und Umfang der Produktion in verschiedenen Betrieben im Vogtland übermittelt und damit Wirtschaftsspionage betrieben zu haben. So soll er zwischen April 1950 und Oktober 1951 unter anderem über die Belegschaftsstärke, den Produktionsumfang und die Art der Erzeugnisse bei „Fichtel & Sachs“, in vogtländischen Textilbetrieben sowie bei der Wismut AG berichtet haben.

Das SMT der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) verurteilte Kurt Frank am 18. Januar 1952 in Dresden auf der Grundlage der Artikel 58-6 und 58-11 StGB der RSFSR gemeinsam mit seinem früheren Arbeitskollegen Egon Werner zum Tode durch Erschießen.

Kurt Frank erklärte in seinem Gnadengesuch, der Empfänger seiner nicht-militärischen Informationen habe ihm gesagt, diese seien für Wirtschaftsplanungen im Auftrag der CDU bestimmt gewesen. Da es sich um reine Friedensproduktion und öffentlich bekannte Angaben handelte, könne er nicht glauben, sich eines schwerwiegenden Verbrechens gegen die Sowjetunion schuldig gemacht zu haben.

Am 30. Januar 1952 wurde Kurt Frank in das MGB-Gefängnis Nr. 6 Berlin-Lichtenberg überstellt und von dort nach Moskau verschleppt. Vier Tage nach der Ablehnung seines Gnadengesuchs wurde er am 30. April 1952 im Moskauer Butyrka-Gefängnis erschossen. Seine Asche wurde in ein Massengrab auf dem Donskoje-Friedhof in Moskau verkippt.

Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Kurt Frank am 30. Oktober 1998. Zur Begründung heißt es, er habe keine speziell geschützten Staatsgeheimnisse weitergegeben.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • Archiv des Liberalismus (AdL), FDP-Ostbüro, A 45-226
  • BArch Berlin, R 9361-IX KARTEI/9340083; R 9361 I - 775
  • BArch Freiburg, Pers 6/178569
  • BArch, MfS, HA VIII/RF/1771/9 (2541/51)
  • BArch, MfS, OP 428/58
  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, K-97342
  • Hauptstaatsarchiv Dresden (SächsStA-D), 13471 NS-Archiv des MfS, ZE 20280
  • Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 7523, op. 76a, d. 86
  • Zentralarchiv des FSB (ZA FSB), P-3019

Veröffentlichungen

  • "Erschossen in Moskau ..." Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, hrsg. von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky, 3. Auflage, Berlin 2008, S. 182
  • Enrico Heitzer, "Affäre Walter". Die vergessene Verhaftungswelle, Berlin 2008, S.95
  • Jörg Rudolph/Frank Drauschke/Alexander Sachse, Hingerichtet in Moskau. Opfer des Stalinismus aus Sachsen 1950 bis 1953, Leipzig 2007, S. 74-76