Keine Gnade - Todesurteile sowjetischer Militärtribunale in Dresden 1950 bis 1952
In den Jahren 1950 bis 1952 verurteilte die sowjetische Militärjustiz in Dresden mindestens 109 Menschen zum Tode. Diese Seite vermittelt ausgehend von zwölf Gnadengesuchen Informationen über die Verurteilten, Hintergründe ihrer Verhaftung sowie Wissen über das Begnadigungsverfahren und die Urteilsvollstreckung.
Für die Auswahl der Gnadengesuche waren sowohl ihre Aussagekraft als auch die Verfügbarkeit weiterer Informationen und Materialien zum jeweiligen Fall von Bedeutung. Sowjetische Unterlagen, zum Beispiel Strafakten, standen nur selten und bruchstückhaft zur Verfügung. Die Originale der Gnadengesuche befinden sich im Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), dem wir für die Genehmigung zur Veröffentlichung danken.
Bei der Deutung dieser besonderen Quelle ist zu berücksichtigen, dass die Autoren weitestgehend rechtlos waren. Ihre Geständnisse beruhten auf physischer und psychischer Folter, sie waren vollständig von der Außenwelt isoliert und Verteidiger standen ihnen nicht zur Verfügung. Eine Möglichkeit der Berufung gegen das Urteil gab es nicht. Ob die Verfasser wahrheitsgetreu die Motive ihrer "verbrecherischen Tätigkeit" schilderten, die ihnen vorgeworfenen Taten leugneten oder demonstrativ Reue bekundeten - stets galt: "Sie schrieben um ihr Leben." (Andreas Hilger)
Der Weg des Gnadengesuchs
Verfassung » Entscheidung » Vollstreckung
Abbildung nach: Ol’ga Lavinskaja, Gnadenverfahren des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, 1950 bis 1953: Eine archivwissenschaftliche Beschreibung unbekannter Quellen zum Spätstalinismus, in: Andreas Hilger (Hg.), „Tod den Spionen“. Todesurteile sowjetischer Gerichte in der SBZ/DDR und in der Sowjetunion bis 1953, Göttingen 2006, S. 79-94 sowie Arsenij Roginskij, „Um unverzügliche Vollstreckung des Urteils wird ersucht“. Letzte Dokumente über die von 1950 bis 1953 in Moskau erschossenen Deutschen, in: ders./Frank Drauschke/Anna Kaminsky (Hg.), „Erschossen in Moskau“. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, Berlin 2008, S. 39-68.
Dokumentierte Gnadengesuche
Erinnern
96 der in Dresden zum Tode verurteilten Männer und Frauen wurden seit 1991 nach einem Russischen Gesetz als Opfer politischer Repressionen rehabilitiert. Am 1. Juli 2005 wurde auf dem Moskauer Donskoje-Friedhof ein Gedenkstein für die zwischen 1950 und 1953 in Moskau erschossenen Deutschen eingeweiht. Im Jahr 2005 erschien erstmals ein Totenbuch, das die Biografien von 928 Menschen aus der gesamten DDR vorstellt, die zwischen 1950 und 1953 von SMT zum Tode verurteilt, in Moskau erschossen und auf dem Friedhof Donskoje bestattet wurden. Seit dem Jahr 2024 gibt es davon eine digitale Version unter https://donskoje1950-1953.de
Danksagung
Wir danken allen Museen, Gedenkstätten, Archiven und Privatpersonen, die uns Dokumente und Fotografien zur Verfügung gestellt haben. Wir haben versucht, sämtliche Rechteinhaber zu ermitteln. Nicht in allen Fällen ist uns dies gelungen. Sofern Sie nicht genannter Rechteinhaber sein sollten, bitten wir um Mitteilung an: auskunft.dokstelle@stsg.de Wir danken insbesondere Herrn Frank Ambrosius, der die Gnadengesuche kostenfrei in der Studiobühne Bayreuth eingelesen hat.