*5.3.1926 (Auerbach) | † 21.5.1952 (Moskau (Gefängnis Butyrskaja))
Lothar Göhring
Leiter einer KgU-Widerstandsgruppe im Vogtland
Durch einige Maßnahmen kam ich in Widerspruch mit den Verhältnissen in der DDR.
19. Februar 1952
An das
Präsidium des Obersten Sowjets
der Sowjetunion
Moskau
Gnadengesuch
Ich, Lothar Arno Göhring, wurde am 18. Februar 1952 von einem sowjetischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt.
Ich bitte hiermit das Präsidium des Obersten Sowjets der Sowjetunion um Begnadigung zu einer Freiheitsstrafe.
Als Begründung meiner Bitte führe ich Folgendes an:
Meine Kindheits- und Jugenderziehung fiel in eine Zeit der einseitigen und schädlichen Propaganda. Die Kriegsereignisse und politischen Wirren der Nachkriegszeit trugen nicht zu einer Besserung meiner Anschauungen bei. In mir war eine Welt voller Ideale zusammengebrochen. Durch einige Maßnahmen kam ich in Widerspruch mit den Verhältnissen in der DDR. Diese Widersprüche und der gute Wille einer gerechten Sache zu dienen, brachten mich auf einen Weg, der vor Ihr Gericht führte. Als ich meinen Fehler einsah, war es zu spät. Mit der Sorge um ein besseres Deutschland wurde ich unbewusst zum Handlanger antidemokratischer Kräfte. Während meiner Tätigkeit war ich mir über die Tragweite meiner Handlungsweise gar nicht im Klaren.
Ich glaubte auf meine Art und Weise, an der Wiedererlangung der Einheit Deutschlands mithelfen zu können. Seien Sie bitte davon überzeugt, dass nur diese Ziele von mir verfolgt wurden. Die Untersuchung und Verhandlung hat ergeben, dass ich Terror- und Sabotageakte verabscheute. Ich möchte nochmals betonen, dass ich keinerlei verbrecherische Absichten hatte.
Durch die Untersuchung ist mir der Ernst meiner Lage klar geworden und ich hoffe, durch Arbeit für meine Tat einstehen zu können.
Deshalb bitte ich das Präsidium des Obersten Sowjets der Sowjetunion, mir durch eine Begnadigung zu einer Freiheitsstrafe Gelegenheit zu geben, meinen Willen zu einer Wiedergutmachung durch Arbeit unter Beweis zu stellen.
Glauben Sie mir, wenn ich behaupte, dass das, was ich in den letzten Monaten hier erlebte, mir eine ernste und eindeutige Mahnung sein wird, die mich mein künftiges Leben begleitet.
In der Hoffnung, meine junge Kraft noch einer guten Aufgabe zuführen zu können und keine Fehlbitte getan zu haben.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Lothar Arno Göhring
19. Februar 1952